Svatováclavský PivovarOlomoucCZE

Schwer lastet die Sommerhitze auf Olmütz / Olomouc, kein Mensch ist in den kleinen Gassen der Altstadt unterwegs. Wer irgendwie kann, ist der Stadt entflohen, sitzt irgendwo im Wald an einem schattigen Plätzchen beim Picknick oder liegt am Rande eines Baggersees. Die Sonne brennt, und müde schleppen sich der Chronist und sein holdes Eheweib eine kopfsteingepflasterte Straße entlang.

Jetzt ein kühles Bier…

Wie durch ein Wunder erscheint vor uns der Schriftzug Svatováclavský Pivovar Brauerei zum Heiligen Wenzel. Ein altes Bürgerhaus, kleine Fenster, ein Treppenhaus, das zu den oberen Wohnungen führt. Gäbe es den Schriftzug nicht und den kleinen Aufsteller vor dem Hauseingang, nichts würde darauf schließen lassen, dass es hier eine Brauerei gibt.

MiniaturHinter der schlichten Eingangstür öffnet sich der Gastraum viel größer als in diesem Gebäude erwartet. Und am anderen Ende steht eine weitere Tür offen, dort geht es hinaus in den Biergarten. Quadratische Sonnenschirme stehen dicht an dicht und halten die Sommerhitze fern. Ein bisschen Grünzeug steht an den Wänden rund um den Biergarten, hier und da sogar eine Hopfenranke, die aber in einem zu kleinen Blumentopf nicht so recht zur Geltung kommen will.

An der Wand eine schwarze Tafel, die die Biere anpreist. Sechs verschiedene Sorten vom zehngrädigen Leichtbier über ein zwölfgrädiges Helles bis zu drei dreizehngrädigen Bieren: Dunkel, Weizen und Kirschbier. Und ein Spezialbier wird angeboten, bitte nachfragen, steht dort.

Alle sechs Sorten zu probieren wird bei der heutigen Sommerhitze ein Ding der Unmöglichkeit sein, und so überspringe ich das Leichtbier und fange direkt mit dem normalen Hellen an, dem Heiligwenzel-Bier, dem Svatováclavské Pivo mit zwölf Grad Stammwürze. Eine dichte Wolke Diacetyl schwebt klebrig und buttrig über dem Glas. Nicht wirklich einladend. Und auch nach dem ersten Schluck wird es leider nicht besser eine raue, kantige Bittere, unharmonisch. Zwar trinkbar, aber keine Offenbarung.

Das nächste Bier, das Tmavé pana Bruna, das Dunkle des Herrn Braun, kommt mit 13 Prozent Stammwürze etwas kräftiger daher. Diacetyl ist nicht zu riechen. Pechschwarz steht es im Glas, mit einer kremigen und haltbaren Schaumkrone. Ein feiner, röstiger Geschmack. Na bitte, das ist doch schon viel besser!

Mittlerweile ist unser Essen gekommen. Rustikale lokale Küche zu fairen Preisen. Lecker. Nichts für Kalorienbewusste, eigentlich auch nichts bei dieser Hitze, aber es schmeckt! Und eine gute Grundlage für ein weiteres Bier vielleicht? Zögernd schaue ich zu meiner besseren Hälfte. Naja, eins wird wohl noch gehen, interpretiere ich ihren Blick, und ordere das Spezialbier. Das sei ein Mandarinenbier, sagt die Bedienung, als sie mir das Henkelglas auf den Tisch setzt. Und in der Tat: Ein intensiver Mandarinengeruch, ein herber und deutlicher Mandarinengeschmack. Lecker. Schön fruchtig, schön herb, sehr angenehm bei dieser Hitze. Aber diese Geschmacksintensität, die kann doch nicht vom Mandarina-Hopfen kommen? Vorsichtig radebreche ich in den wenigen Worten Tschechisch, die ich beherrsche, und die Bedienung schüttelt den Kopf. Nein, nicht nur. Man habe auch einen ordentlichen Schuss Mandarinensirup verwendet.

Da sind die tschechischen Brauer ja schmerzfrei. Was habe ich in diesem Land nicht schon alles getrunken. Insbesondere Bier mit Blaubeeren oder Meerrettich ist sehr beliebt und überrascht den deutschen Gast immer wieder. Und so halt diesmal ein Bier mit Mandarinensirup. Aber es ist gelungen ein schöner Abschluss für heute. Die anderen drei Biere müssen warten, auf einen weiteren Besuch vielleicht, irgendwann. Genauso wie das Řezane, das Verschnittene. Vorsichtig wird auf ein halbvolles Glas mit Schwarzbier das leichte Helle draufgezapft, so dass sich die beiden Biersorten nicht mischen, sondern ein zweifarbiges Getränk serviert wird, unten dunkel, oben hell. Erst mit den ersten Schlucken mischen sich die Biere, und sorgen so während des Trinkens für immer wieder neue Geschmackskombinationen. Eine spannende Sache. Das nächste Mal. Unbedingt. Denn so schön und sorgfältig gezapft wie hier habe ich das bisher noch nicht gesehen.

Beim Rausgehen werfe ich noch schnell einen Blick auf das Sudwerk. Kupfern, wie es sich gehört, steht es in der Gaststube. Aber recht schmucklos. Eher zweckmäßig, völlig unprätentiös. Einfache, zylindrische Formen, ein wenig Verrohrung, fertig. Die Kupferhülle scheint auch nur aus dem Grund um die Geräte gewickelt worden zu sein, damit der Gast nicht denkt, hier handle es sich um den Heißwasserboiler für die Küche. Auch das wieder typisch für tschechische Gasthausbrauereien. Hauptsache, die Anlage funktioniert gut. Das Aussehen ist dann nicht mehr ganz so wichtig. Ein bisschen Zierrat, und es reicht. Eine Brauerei ist ja schließlich kein Schaufenster.

Die Svatováclavský Pivovar ist täglich ab 09:00 Uhr durchgehend bis spät abends geöffnet, sonnabends und sonntags erst ab 11:00 Uhr. Neben Restaurantbetrieb, Ausschank und Biergarten bietet man auch Bierbäder an, in einem Holzzuber darf man im verdünnten Bier baden. Die Brauerei liegt direkt am Platz der Republik, etwa fünfzig Meter von der Straßenbahnhaltestelle der Linien 2, 4 und 6 entfernt. Ein großes Parkhaus liegt noch einmal zweihundert Meter weiter unterhalb, eine Anfahrt mit dem Auto ist also auch problemlos möglich.

Bilder

Svatováclavský Pivovar
Mariánská 4
779 00 Olomouc
Tschechien

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