Das Duell der Bierzauberer.

Günther Thömmes ist Jahrgang 1963. Der gelernte und studierte Brauer und Dip. Braumeister stammt aus Bitburg in der Eifel. Nach einigen Jahren als Weltreisender in Sachen „Bier“ lebte er zuletzt einige Jahre in der Nähe von Wien.

Seit 2010 erweckte er mit der „Bierzauberei“ alte und ausgestorbene Biersorten wieder zum Leben und war ein Pionier des derzeitigen Craftbier-Booms. Anfang 2017 schloß er die Bierzauberei, verließ Ã–sterreich und leitet seitdem die wunderschöne Braumanufaktur der Malzfabrik Weyermann (R) in der Bierstadt Bamberg, wo er auch nach Herzenslust seiner Experimentier- und Braulust frönen kann. Er hat zahlreiche Fachartikel zu den Themen Bier und Brauhistorie in verschiedenen Zeitungen und Fachzeitschriften veröffentlicht.

Permanenter Link   Eingestellt von Gerhard Schoolmann @ 22:01

Beste deutsche Brauerei 2016: Gänstaller-Bräu in Schnaid.

Gerade eben wurde der Gänstaller-Bräu in Schnaid von RateBeer der Titel Beste deutsche Brauerei des Jahres 2016 verliehen.

Herzlichen Glückwunsch an Andreas Gänstaller.

Glückwunsch auch an die Gipsy-Brauer von Yankee & Kraut, die als beste, neue Brauerei in Bayern des Jahres 2016 ausgezeichnet worden sind. Von ihnen schenken wir im Café Abseits zur Zeit das Gemeinschaftsbier „Raven / Yankee & Kraut Double Cream Black IPA“ aus, das in Pilsen zusammen mit der Brauerei Raven gebraut worden ist.

Pivovar Zubr a.s.PřerovCZE

der Schornstein mit seinem typischen Helm

Mit gemischten Gefühlen (nette Atmosphäre, leckeres Essen, aber wenig überzeugendes Bier) verlassen wir die Minipivovar Jižan und machen uns auf den Weg nachhause. Während wir langsam durch PÅ™erov rollen, sehe ich aus dem Augenwinkel einen Schornstein mit einem für Brauereien typischen Helm.

Ja, richtig, hier in PÅ™erov gibt es ja auch noch eine kleine Industriebrauerei, die Pivovar Zubr a.s., schießt es mir durch den Kopf.

Wir drehen also noch eine kleine Schleife und halten kurz vor dem Tor der Brauerei.

Viel zu sehen gibt es nicht. Große Mauern umgeben das Grundstück, das Tor ist fest verschlossen, man sieht nur abweisende Mauern. Lediglich der Schornstein mit seinem sich langsam im Wind drehenden Helm weist auf die Brauerei hin.

Neben dem Tor finden wir eine kleine Informationstafel in vier Sprachen (Tschechisch, Englisch, Polnisch und Deutsch), die uns auf die Geschichte des Brauereiwesens in PÅ™erov hinweist. Seit 1872 gibt es die Brauerei schon, zunächst als Erste mährische Aktienbrauerei mit Mälzerei in PÅ™erov, mittlerweile eher unter ihrem Markennamen Zubr (Auerochse) bekannt.

Brauereigeschichte seit 1872

Das Produktportfolio ist nicht sehr groß und tendenziell eher eintönig. Bei grundsätzlich sehr solider Qualität, wovon eine Reihe Auszeichnungen zeugen, spezialisiert man sich auf helle Lagerbiere. Vom hellen und leichten Classic über das nur wenig stärkere Gold und etwas vollmundigere Grand bis zum Standard-Lager Premium reicht das Angebot, abgerundet wird es durch das bernsteinfarbene und deutlich kräftigere Maxxim, das mit 14° Stammwürze und 6,5% Alkohol nach oben heraussticht. Klassische Trinkbiere für den täglichen Konsum. Nichts Aufregendes oder Spannendes. Solider Alltag.

Beim Losfahren sehen wir noch, dass es ein Brauereirestaurant gibt, ein paar Meter links von der Haupteinfahrt. Spannender werden die Biere davon nicht, aber dennoch: Wenn wir einmal wieder in PÅ™erov sind, werden wir hier einmal einkehren und uns doch ein wenig näher mit den Zubr-Bieren befassen.

Die Pivovar Zubr a.s. bietet für Gruppen von 10 bis 25 Personen Führungen nach Absprache an; darüber hinaus gibt es keine festen Öffungszeiten. Das Brauereirestaurant Restaurace Pivovar ist täglich von 10:00 bis 23:00 Uhr geöffnet; sonnabends und sonntags erst ab 11:00 Uhr. Kein Ruhetag. Brauerei und Restaurant sind etwa fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof PÅ™erov entfernt.

Bilder

Pivovar Zubr a.s.
Komenského 35
751 51 Přerov
Tschechien

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Minipivovar JižanPřerovCZE

Jižní čtvrÅ¥ III/11 was wie ein hundertprozentig sicheres Passwort für Computernerds aussieht, ist in Wirklichkeit eine Adressangabe. Fluchend tippe ich Buchstabe für Buchstabe einzeln in das Navi ein.

Ich mag mein derzeitiges Gastland wirklich sehr. Seine Menschen, seine Landschaft, seine Küche und vor allem seine Brauereien. Aber nicht seine Sprache. Ganze Worte, ja, im konstruierten Fall sogar ganze Sätze ohne jeden Vokal. Und die Konsonanten dann auch noch mit diakritischen Zeiten traktiert.

Jižní čtvrÅ¥, das Südviertel. Was es heißt, das weiß ich. Wie man es schreibt, das kann ich mir Buchstabe für Buchstabe erarbeiten. Wie man es ausspricht, werde ich wohl nie lernen. Die Zahl 4 ist mir nicht geheuer. Vier = čtyÅ™i, Viertel = čtvrÅ¥, der vierte Tag der Woche = čtvrtek, der Vierer = čtyÅ™ka. Beim Versuch, auch nur die Hälfte dieser Wörter korrekt auszusprechen, sabbere ich die Windschutzscheibe von innen voll und ernte missbilligende Blicke meiner holden Ehefrau.

Tja, es ist mittlerweile bereits so weit, dass ich keine Termine mehr an Donnerstagen (ve čtvrtek) mehr annehme, und dass ich sogar an Tankstellen die Säulen 4 (čtyÅ™i) und 14 (čtrnáct) und Beträge, die auf 40 (čtyÅ™icet) Kronen enden, geradezu zwanghaft vermeide, um an der Kasse nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Ja, selbst mit dem Finger (prst) auf etwas zu zeigen, beispielsweise auf einen Weihnachtsbaum (smrk), ist ja schon unmöglich.

Wie gut, dass wenigstens das Wort Bier, pivo, einfach und leicht auszusprechen ist. Solange ich derer nur drei oder fünf bestelle. Aber nicht vier.

Südviertel, also. Und zwar das Südviertel der Stadt PÅ™erov. Wir sind mittlerweile dort angekommen, das Sinnieren über die Konsonanten in der tschechischen Sprache hat mich von der Fahrt abgelenkt wir biegen auf den Parkplatz vor das Hotel Na Jižní, „Im Süden“. Seit dem 12. Mai 2016 hat es hier im Bierkeller eine kleine Brauerei, die Minipivovar Jižan, und es ist höchste Zeit, dass wir sie einmal im Rahmen eines kleinen Ausflugs erkunden.

das Restaurant

Bitterkalt ist es, und wir huschen rasch in das Hotel, tasten uns mit dick beschlagenen Brillengläsern in das Restaurant vor. Eine gemütliche Einrichtung wartet auf uns. Eine alte Ritterrüstung in der Ecke, an den Wänden alte Schilde, Helme und Waffen. Alles ist sorgfältig durchnummeriert und beschriftet, fast kommen wir uns vor wie in einem Museum.

Wir suchen uns einen schönen Platz an der Heizung, und blitzschnell sausen zwei junge Kellnerinnen auf uns zu, kommen aus verschiedenen Richtungen angeflitzt, und leise kichernd koordinieren sie sich, wer uns denn jetzt bedienen darf oder soll.

die Bierkarte

Wir blättern durch die Speisekarte, finden aber keine Hinweise auf die angebotenen Biere. Lachend deutet das Mädel auf den Halter für die Bierdeckel. Ein kleiner, per Hand ausgeschnittener Aufkleber listet die hier erhältlichen Biere auf. Eine etwas ungewöhnliche Bierkarte. Fünf Sorten werden angeboten (zum Glück nicht vier…), und alle beginnen mit „G“: Garant 11°, Gróf 12°, Gurmán 11°, Guvernér 12° und Grál 14°.

Wir bestellen uns ein Gróf und ein Guvernér, ein helles Zwölfer also und ein halbdunkles Zwölfer. Dazu leckeres und deftiges Essen, wie halt in Tschechien üblich. Es ist nicht das richtige Land für Diäten, gesunde Kost oder für Vegetarier…

Essen und Bier werden recht rasch serviert, und wir sind hin- und hergerissen. Einerseits das Essen. Große Portionen und gute Qualität. Wirklich lecker. Könnte vielleicht noch einen Hauch ansprechender angerichtet werden, das Auge isst schließlich mit, aber ansonsten ohne Fehl und Tadel. Und das Ganze zu einem fairen Preis. Hier sind wir sehr zufrieden.

Das genaue Gegenteil leider: Das Bier. Optisch ansprechend, mit einer schönen und stabilen Schaumkrone gezapft, wie es einem Graf (Gróf) und einem Gouverneur (Guvernér) zusteht, aber geschmacklich nicht überzeugend. Eine dumpfe Grundnote begleitet beide Biere so, als ob der Brauer uraltes oder etwas feucht-muffig gelagertes Malz genommen hätte. Ein bisschen erinnert dieses Aroma an einen alten Schrank, der schon seit Jahren auf dem Dachboden steht. Wir sind enttäuscht.

das Sudwerk

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir das Restaurant und gehen noch für einen kurzen Moment in den Nebenflügel, in die Pivnice, in der die Brauerei steht. Hier ist der Raucherbereich der Minipivovar Jižan, insofern halten wir uns in der dicken, nikotingeschwängerten Luft nicht länger auf als nötig. Schön sieht sie aus, die kupferne Anlage auf ihrem kleinen Ziegelmäuerchen. Blitzblank geputzt, im Licht der kleinen LED-Scheinwerfer schön glänzend. Viel sieht man nicht von der Technik, die beiden Pfannen stehen zu dicht beieinander, und alles Technische ist dahinter verborgen. Merkwürdig, dass hier auf einer so netten Anlage so mäßige Biere gebraut werden.

Für einen Moment überlege ich, ob ich mir von den anderen drei Sorten, die ich hier nicht verkostet habe, noch je eine PET-Flasche mitnehme soll, aber angesichts der Erfahrungen mit den ersten beiden Sorten und angesichts des eigentlich gut gefüllten Bierkühlschranks daheim verzichte ich lieber. Vielleicht ergibt sich irgendwann einmal wieder die Möglichkeit, hier vorbeizukommen und zu überprüfen, ob das Bier wirklich dauerhaft so unbefriedigend schmeckt, oder ob wir einfach nur eine ungünstige Phase erwischt haben.

Die Gastronomie im Hotel Na Jižní ist täglich von 08:00 bis 23:00 Uhr geöffnet; sonnabends und sonntags ab 11:00 Uhr. Kein Ruhetag. Die Pivnice, in der auch das Sudwerk der Minipivovar Jižan steht, ist als Raucherbar täglich von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, ebenfalls ohne Ruhetag. Zu erreichen sind Hotel und Brauerei bequem mit dem Auto, es gibt einen gebührenfreien Parkplatz hinter dem Haus. Alternativ bietet sich die Bahn an bis zum Bahnhof von PÅ™erov sind es etwa 600 m Fußweg, weniger als zehn Minuten.

Bilder

Minipivovar Jižan
Jižní čtvrť III/11
750 02 Přerov
Tschechien

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